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BURN OUT


Zum Verständnis eines relativ neuen Phänomens

Zu gesellschaftlichen Aspekten des Burnout

Zu psychologischen Aspekten des Burnout

Zu ökonomischen Faktoren des Burnout

Aus- und Einsichten

Literaturempfehlungen

Burnout - Langfassung als PDF-Dokument)



Zum Verständnis eines relativ neuen Phänomens

Burnout ist zur charakteristischen „Krankheit“ unserer Zeit geworden. Sie ist symptomatisch für die Wandlungen im Leben gegenwärtig lebender Menschen.

Im Burnout fallen auf fatale Weise individuelle Dispositionen mit gesellschaftlichen Veränderungen zusammen, treffen in den einzelnen Unternehmen in konkreter Weise aufeinander und verstärken sich gegenseitig.

Dabei entspricht Burnout keinem Krankheitsbild im engeren Sinn. Mit diesem Begriff wird vielmehr ein Gesamtzustand des Menschen in seiner Einheit von Körper und Seele bezeichnet, der dadurch entsteht, dass dieser Mensch über einen längeren Zeitraum hinweg über seine energetischen Verhältnisse gelebt hat, d.h.: sein Stressbewältigungssystem befindet sich langfristig im Ungleichgewicht, im Stadium des sogenannten „Hyperstresses“. So verschieden die Menschen sind, so verschieden reagieren sie auf Hyperstress und so unterschiedlich sind ihre Ausbrenn-Symptome. Allgemein kann aber gesagt werden, dass es sich um einen Zustand  körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung und (Selbst-) Überforderung handelt. Das typische Burnout ist in der Arbeitsgesellschaft beheimatet. Es ist eine Form von Arbeitsstörungen neben Stress-Reaktionen, beruflichem Schongang, innerer Kündigung, Arbeitssucht, Mobbing und Depression. Aufgrund der Komplexität seiner Erscheinungen wird auch von einem „Burnout-Syndrom“ gesprochen.

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Zu gesellschaftlichen Aspekten des Burnout

Zwischen 2004 und 2010 ist allein beim Burnout ein Anstieg um das Zehnfache registriert worden. Die Anzahl der Betroffenen in Deutschland wird auf 6 Millionen geschätzt. In 68% der Betriebe wird der Anstieg psychischer Erkrankungen als ernstzunehmendes Problem wahrgenommen, das besonders auf die gestiegenen psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sei, welche sich wiederum in Leistungsverdichtung, zunehmendem psychischen Druck und Stress ausdrücken.

In den vergangenen 20 bis 25 Jahren, also seit Eintritt der westlichen Gesellschaften in die spätkapitalistische bzw. spätmoderne Phase, ist es zu gravierenden Veränderungen im Leben der Menschen gekommen: Digitalisierung, Mobilität, Beschleunigung und Hyperindividualisierung (begleitet von sozialer Atomisierung) haben im Zusammenwirken mit einer Entgrenzung der Arbeit dazu geführt, dass psychischer Gesundheit wichtige Grundlagen entzogen worden sind.

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Zu psychologischen Aspekten des Burnout

Anerkennung und Spiegelung haben im Zuge der „Entwurzelung“ des Individuums immens an Bedeutung gewonnen und werden vorrangig in der Arbeitssphäre gesucht. In ihrem ICH Geschwächte greifen häufig das Angebot der Gesellschaft auf, über berufliches Überengagement bis hin zur Arbeitssucht seelische Stärkung zu erfahren (Anerkennung, Bestätigung, Bewunderung). Sie lassen sich überfordern oder überfordern sich selbst. In ihrer euphorischen Phase erwarten sie – egal ob Selbständige, Arbeitgeber, Führungskräfte oder Angestellte -  von ihren Teamkollegen den gleichen Einsatz, den sie selbst zu geben bereit ist. Damit verschärfen sie – besonders wenn sie von perfektionistischen Zwängen gesteuert werden – die Arbeitsbedingungen und das Anforderungsniveau in ihrer Umgebung, tragen zur Erhöhung der allgemeinen Norm, der Erhöhung des Stresslevels und zur weiteren Entgrenzung der Arbeit bei. Ihr Einsatz erleichtert es den Arbeit- oder Auftraggebern, überdurchschnittliche Schnelligkeit und ständige Erreichbarkeit der Angestellten und Arbeitnehmer zur allgemeinen Norm zu erheben. Mobbing und psychischen Erkrankungen von anderen Mitarbeitern können die Folge sein.

Somit sind Burnouter gefährdet und gefährlich zugleich.

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Zu ökonomischen Faktoren des Burnout

Die Leitlinien heutigen Wirtschaftens sind Wachstum, Wettbewerb, Beschleunigung und Mobilität. Ihnen versuchen Unternehmer u.a. mit Personal- und Lohneinsparungen Rechnung zu tragen. Mangelnde Gratifikation auf finanziellem Gebiet ist die Folge. Im Zusammenhang mit Stellenabbau bewirken flache Hierarchien und horizontale Führung oftmals eine größere Isolierung der selbständig arbeitenden Angestellten. Diese leiden – ebenso wie Selbstständige - oftmals unter mangelnder Resonanz und Anerkennung ihrer Leistung sowie unklaren Zukunftsaussichten, haben das Gefühl, nicht als Menschen wahrgenommen zu werden und niemals genug zu arbeiten.

Als Burnout fördernde Faktoren wurden über diese makroökonomischen Zusammenhänge hinaus folgende innerbetriebliche Mechanismen identifiziert: das Prinzip des Multitasking, unvernünftiges Zeitmanagement, Entgrenzung der Arbeitszeit, unprofessioneller Führungsstil, Mehrbelastung des einzelnen, Motivationsverlust, Informationsoverload und Auseinanderfallen von realer Unternehmenskultur und Unternehmensleitbild.

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Aus- und Einsichten

Es kann nach Lage der Sache kein sinnvolles Ziel sein, die Belastbarkeit von Ausbrennern bis ins Unendliche zu steigern und sie mit Stress-Coachings und Zeitmanagement-Seminaren ganz individuell wieder „fit für die Arena“ zu machen. Der Ausgebrannte sollte dazu ermutigt werden, sich aus für ihn zu hohen Forderungssystemen herauszulösen, sich u.U. psychotherapeutisch behandeln zu lassen und ein Leben nach seinem Maß zu wagen.Die gesamte Arbeitskultur muss künftig mit dem Ziel gestaltet und reformiert werden, dass auch durchschnittlich belastbare Menschen erfolgreich, motiviert und auf einem verträglichen Stresslevel arbeiten können und Arbeitssucht keine Nahrung erhält - eine Abrüstung der Arbeitswelt tut not. Alle Burnout fördernden Faktoren müssten untersucht und beseitigt werden. Zeitliche und räumliche Orte der Entspannung könnten ein Weg sein, die Gefährdeten der nächstliegenden Möglichkeit, ihrem fragilen Ich in der Arbeitssucht auszuweichen, zu berauben.

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Literaturempfehlungen

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Manfred Nelting, Burn out. Wenn die Maske zerbricht. Wie man Überbelastung erkennt und neue Wege geht. 1. Aufl., 2011
· Musalek / Poltrum (Hrsg.), Burnout. Neue Aspekte der Diagnostik und Behandlung, 1. Aufl, 2012
· Markus Väth, Feierabend hab ich, wenn ich tot bin. Warum wir im Burnout versinken, 1. Aufl., 2011




Eine ausführliche Darstellung zu diesen Überlegungen finden Sie hier:
Burnout - Langfassung (PDF-Dokument)

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